Geologischer Profilschnitt durch die Umgebung der KTB-Bohrlokation.

Wissenschaftliche Ergebnisse

Zu den Hauptforschungsthemen, die mit Hilfe der Bohrung angegangen wurden, konnte eine Vielzahl von Ergebnissen erarbeitet werden. Bis heute werden Forschungsergebnisse veröffentlicht, die auf Daten oder Material aus der Tiefbohrung beruhen.

Strukturbau und Krustenevolution

Zum Beispiel ist die Hebungs- und Abkühlungsgeschichte des erbohrten Krustensegments durch überraschend zahlreiche Phasen der Deformation im Übergangsbereich vom spröden zum duktilen Verhalten gekennzeichnet. Die Analyse ihrer tektonischen Gefüge verdeutlicht eine sehr komplexe Entwicklungsgeschichte während der Endphase der Gebirgsbildung – und bis heute.

Ein unerwartetes Ergebnis ist die Feststellung, dass sich die Temperaturerhöhung zur Tiefe hin erst ab einer Teufe von etwa 7.500 m überhaupt auf die Gesteinseigenschaften auswirkt.

Paläofluidaktivität und rezente Fluide

Zum Beispiel wurde die Deformation der Gesteine der Zone von Erbendorf-Vohenstrauß von einer intensiven Fluidaktivität begleitet. Sie konzentrierte sich auf tektonische Brüche und führte zu einem bunten Spektrum an Mineralisationen.

Ein weiteres Beispiel ist ein sehr vielfältiges Inventar hydrothermal gebildeter Erzminerale (vorwiegend Eisensulfide), das weitgehend übereinstimmt mit den Mineralisationen, die in der russischen Kola-Tiefbohrung SG3 angetroffen wurden. Solche Erzabscheidungen sind offenbar generell typisch für kontinentale Grundgebirgsbereiche. Diese Sulfidmineralisation erfolgte bei Drucken von 2 bis 3 kbar und gleichzeitigen Temperaturen von 250 bis 300 °C.

Geophysikalische Strukturen und Phänomene

Beispielsweise konnte mit der Bohrung zum ersten Male bewiesen werden, dass starke seismische Reflektoren, die aus geophysikalischen Experimenten von der Erdoberfläche aus erkennbar werden, ausgedehnte Bruchzonen darstellen. Ein in den Voruntersuchungen zum KTB-Projekt identifizierter starker Reflektor wurde mit einem Ast des Fränkischen Lineaments korreliert und sollte nach der geophysikalischen Prognose zwischen 6.600 und 7.100 m mit der Bohrung erreicht werden. Tatsächlich traf die Bohrung eine intensive Bruchzone in einer Tiefe von 6.860 bis 7.260 m an.

Zum Beispiel boten die geothermischen Verhältnisse einige Überraschungen. Bis in etwa 1.000 m Tiefe entsprach die gemessene Temperaturzunahme etwa dem prognostizierten Wert von 21°C/km. Danach erfolgte eine sehr rasche Temperaturzunahme, bevor sich ab 1.500 m ein annähernd konstanter Temperaturgradient von 29 bis 30°C/km einstellte. In 4.000 m Tiefe liegt die Temperatur mit 118°C schon weit über den für diese Tiefe möglich gehaltenen Werten.

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